
Ähm … Guten Tag. War eine Weile still hier, was?
Vorweg: Ich weiß nicht, wie regelmäßig ich mich in Zukunft auf dieser Plattform zu Wort melden werde – wenn einmal der Wurm drin ist, ist es gar nicht so leicht, ihn wieder herauszubekommen. Das ist im Moment aber eigentlich auch gar nicht so wichtig. Von Interesse ist doch vielmehr, was mich dazu gebracht hat, den Blog überhaupt zu reaktivieren. Kommen wir also zum Punkt.
Manchen von euch dürfte bekannt sein, dass ich verschiedene Schreibarbeiten anbiete. Neben Redemanuskripten gehören dazu auch persönliche Kindergeschichten. Nachdem ich gerade eine solche Geschichte fertiggestellt hatte, hatte ich aus unerfindlichen Gründen die Idee (oder das Bedürfnis), diese zu veröffentlichen. Also habe ich hier ein bisschen aufgeräumt, die Website wieder öffentlich zugänglich gemacht und angefangen, diese Zeilen zu tippen. Vielleicht findet ja jemand Gefallen an der Erzählung oder bekommt Lust, selbst eine in Auftrag zu geben. Sollte Letzteres der Fall sein, meldet euch einfach.
Normalerweise läuft das Ganze wie folgt ab: Ich bekomme von meinem Auftraggeber ein paar grundsätzliche Infos, zum Beispiel über die Figuren, die in der Geschichte auftauchen sollen, über einzelne Handlungsaspekte und/oder über die Botschaft, die vermittelt werden soll. Das kann mitunter ziemlich fantastisch werden, vor allem, wenn die Kinder selbst Ideen beisteuern. Na ja, und dann mache ich mich an die Arbeit und kombiniere alles irgendwie.
Das Ergebnis des letzten Auftrags bekommt ihr jetzt zu lesen. Mal sehen, möglicherweise reiche ich die Tage noch ältere Exemplare nach oder veröffentliche auch zukünftige Werke. Fürs Erste wünsche ich euch aber einfach viel Spaß mit „Laura und die magische Erdbeere“.
Laura und die magische Erdbeere
„Was ist passiert?“, fragte Leon aufgebracht, als er zusammen mit der jungen Katze Nala in Lauras Zimmer stürmte.
„Nana ist verschwunden!“, antwortete Laura.
Leon schaute verärgert drein. „Und deshalb rufst du uns an und meinst, wir sollen sofort zu dir kommen?“ Er setzte sich aufs Bett. „Sie ist bestimmt wieder im Keller. So wie ständig in letzter Zeit.“
„Na, hör mal“, sagte Laura, „da habe ich natürlich nachgeschaut.“
In diesem Moment kam die Hündin Lila herein. „Auch im Garten keine Spur“, sagte sie hechelnd. „Aber dafür habe ich mit meiner Spürnase ihre Witterung aufnehmen können!“
„Oh, das ist gut“, sagte Laura erfreut.
Leon sprang auf und klatschte in die Hände. „Los geht’s, wir müssen sie suchen!“ Eilig ging er zur Zimmertür.
Nala und Lila folgten ihm – nur Laura rührte sich nicht.
Als Leon das bemerkte, fragte er: „Was ist los, Laura?“
„Ich glaube nicht, dass ich mitkommen sollte.“
Leon war verwirrt.
Laura erklärte: „Ihr alle habt eure Superkräfte. Ich habe dich und Nala gerufen, damit ihr Lila begleiten könnt. Mit deinen Elektro-Kräften, Nalas Superblick und Lilas Spürnase bekommt ihr das bestimmt hin.“ Sie schaute traurig auf den Boden. „Ich bin euch da nur im Weg …“
„Aber das ist doch Unsinn“, sagte Nala. „Auch wenn du deine Superkraft noch nicht gefunden hast, du gehörst genauso zu unserem Team!“
„Ja“, sagte Lila, „ohne dich brechen wir bestimmt nicht auf.“
Leon nickte zustimmend.
Laura jedoch zögerte.
„Jetzt komm schon“, forderte Leon sie auf.
Sie war immer noch nicht überzeugt.
Dann reichte er ihr die Hand.
Da musste Laura lächeln. Sie schnappte sich ihren Rucksack und sagte: „Na gut, ich bin dabei.“
Und gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg.
Lilas Spürnase führte die vier bis an den Rand eines großen Waldes.
„Ich brauche eine kurze Verschnaufpause“, sagte Laura und stützte sich mit den Händen auf ihren Knien ab. „Ich glaube, ich bin noch nie so weit am Stück gerannt.“
„Das war echt eine ganz schöne Strecke“, gab Nala ihr recht.
Die Gruppe ruhte sich einige Minuten aus.
Auf einmal meinte Leon leise: „Ich glaube, ich gehe zurück.“
„Wie bitte?“, fragte Lila ungläubig.
Leon antwortete: „Schaut euch diesen riesigen Wald an … Der macht mir Angst.“
Da sagte Laura: „Das verstehe ich, Leon.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aber wenn wir zusammenhalten, wird uns nichts passieren. Versprochen!“
„Ich weiß nicht …“, murmelte Leon.
„Wir sind ein Team“, sagte Laura. „Schon vergessen?“
Leon schaute zwischen dem Wald und den Feldern, die hinter ihnen lagen, hin und her. Nach ein paar Sekunden sagte er schließlich: „Ja, wir sind ein Team.“ Er atmete tief durch. „In Ordnung, ich komme mit.“
Laura lachte und reckte die Hand nach oben. Die beiden Vierbeiner machten Luftsprünge. „Juhu!“, riefen sie einstimmig.
Nachdem sie sich noch ein wenig ausgeruht hatten, war es an der Zeit, den schattigen Wald zu betreten.
Ihr Weg verlief vorbei an uralten Bäumen, grünen Büschen und gigantischen Felsen. Irgendwann jedoch blieb Lila stehen.
„Was ist los?“, wollte Laura wissen.
„Schau mal da“, sagte die Hündin und deutete mit ihrer Schnauze auf etwas, das Laura noch nicht ganz erkennen konnte. Sie ging ein paar Schritte weiter. „Oh“, sagte sie, als sie sah, was Lila gemeint hatte.
Als auch Nala verstand, was das Problem war, rief sie: „Ohne mich! Nein, keine Chance, da mache ich nicht mit!“
„Gibt es denn keinen anderen Weg?“, fragte Laura.
„Ich fürchte nicht“, erwiderte Lila. „Nana hat den Fluss überquert – und wenn wir sie finden wollen, müssen wir ebenfalls über diese Brücke.“
Nala fiepste ängstlich. „Seht ihr diesen reißenden Strom? Wenn der uns erwischt, sind wir Geschichte – aus und vorbei!“
Laura versuchte, sie zu beruhigen: „Die Brücke scheint stabil zu sein. Ich glaube nicht, dass da etwas passieren kann.“
„Und wenn doch?“ Nala machte ein paar Schritte zurück.
„Ich verstehe, dass du Angst hast“, sagte Laura, „aber ich habe eine Idee.“
Nala machte große Augen. „Was für eine Idee?“
„Was, wenn ich dich einfach trage, bis wir auf der anderen Seite sind?“
Nachdem die junge Katze einen Moment überlegt hatte, fragte sie: „Und du hältst mich ganz fest und lässt mich auch bestimmt nicht fallen?“
Laura nickte. „Natürlich halte ich dich fest. Ich passe gut auf dich auf!“
Nala zögerte kurz, doch dann sagte sie: „Okay, machen wir es so.“
Vorsichtig nahm Laura die Katze auf den Arm.
Bereits wenige Augenblicke später hatten sie die Brücke ohne Probleme überquert.
„Vielen Dank“, maunzte Nala, bevor sie mit einem großen Satz wieder auf den Boden sprang.
Daraufhin senkte Lila wieder ihre Schnauze und erschnüffelte Nanas Fährte. „Da lang!“, rief sie – und schon spurtete sie wieder los.
Es verging einige Zeit, bis die Gruppe an einem Höhleneingang ankam.
Lila blieb stehen. „Ich glaube, wir sind da“, meinte sie.
„Nana ist da drin?“, fragte Leon.
„Ziemlich sicher, ja“, antwortete Lila. „Ihr müsst nur noch rein und sie nach draußen bringen.“
Verdutzt fragte Laura: „Ihr? Was meinst du damit? Was ist mit dir?“
„Also … ähm“, stammelte Lila, „irgendwie ist es mir da drin zu dunkel.“
„Ich weiß, was du meinst“, sagte Laura. „Das kann einem echt Angst machen.“
„Ja“, sagte Lila mit zittriger Stimme. „Was, wenn wir uns verlieren?“
„Das wird nicht passieren“, erwiderte Laura. Sie kramte in ihrem Rucksack und zog schließlich eine braune Hundeleine hervor. „Schau mal, Lila.“
Lila war überrascht. „Ich glaube, jetzt ist nicht die Zeit, um Gassi zu gehen.“
„Haha“, lachte Laura. „Nein, das nicht. Aber wenn ich dich an die Leine nehme, gehst du auf keinen Fall verloren.“
Endlich verstand Lila, was Laura vorhatte. „Du bist schlau“, lobte sie das Mädchen. „Dann auf in die Höhle!“
Langsam bewegte sich die Gruppe durch die Dunkelheit.
„Ich kann nichts sehen“, beschwerte sich Nala.
„Das kann keiner von uns“, erwiderte Lila. „Du musst dich Schritt für Schritt vorantasten.“
„Wartet mal“, sagte Leon, „ich habe hier etwas gefunden.“
Es klickte aus seiner Richtung.
„Mist“, sagte er, „funktioniert nicht.“
„Was funktioniert nicht?“, wollte Nala wissen.
„Ich glaube, das ist eine Taschenlampe“, antwortete Leon. „Aber die Batterien sind wohl leer.“
„Mensch, Leon“, sagte Laura, „benutz doch einfach deine Elektro-Kräfte.“
„Natürlich“, rief Leon begeistert, „daran habe ich gar nicht gedacht!“
Plötzlich zischte und blitzte es dort, wo Leon stand. Blaue Funken schossen aus seiner Hand. Die Taschenlampe flackerte erst ein paar Mal, dann begann sie zu leuchten. Nun war es in der Höhle gar nicht mehr so finster.
„So gefällt mir das viel besser“, freute sich Lila und begann, wie wild herumzuhüpfen.
„Seid mal still“, sagte Laura und unterbrach Lilas Freudentanz. „Ich höre da was.“
„Da spricht jemand“, gab Leon ihr recht.
„Das ist Nana!“ Kaum hatte Laura diese Worte gesagt, rannte sie auch schon los. Die anderen folgten ihr.
Sie durchquerten einen schmalen Gang, der in eine große Grotte führte. Dort stießen sie endlich auf Nana.
Als Nana die Gruppe bemerkte, war sie total verblüfft. „Was … Was macht ihr denn hier?“, fragte sie.
„Du warst verschwunden“, sagte Laura. „Darum haben wir nach dir gesucht.“
Leon fügte hinzu: „Die wichtigere Frage ist doch: Was machst du denn hier?“
Nana kratzte sich am Kopf. „Dann will ich euch mal alles erklären.“ Sie holte tief Luft. „Ihr wisst doch, dass ich in letzter Zeit häufig im Keller war. In einer alten Kiste habe ich eine Menge interessanter Dinge gefunden. Unter anderem war darin ein Buch mit dem Titel ‚Die magische Erdbeere‘.“
„Und was hat so ein Buch mit dieser Höhle zu tun?“, fragte Lila.
„Das kommt jetzt“, sagte Nana. „Laut diesem Buch soll es hier eine Erdbeere geben, die ein alter Zauberer mithilfe von Magie riesengroß gemacht hat. Angeblich kann man ohne Ende von ihr essen. Wenn man ein Stück herausschneidet, wächst es immer wieder nach.“ Sie schaute zu Laura. „Weil du Erdbeeren so sehr liebst und auch endlich deine Superkraft finden willst, dachte ich, diese Erdbeere könnte dabei helfen.“
Laura war gerührt. „Du hast das alles für mich gemacht?“
Nana nickte. Dann sagte sie jedoch: „Nur ist die Erdbeere leider nicht da. Ich glaube –“
„Jetzt mal nicht traurig werden“, unterbrach sie Nala. „Genau hier“, sagte sie und deutete mit ihrer Pfote auf eine Stelle an der Felswand, „ist nämlich ein geheimer Raum.“
Nana war begeistert. „Was? Woher weißt du das?“
„Dank ihres Superblicks“, meinte Laura, „kann Nala doch durch Wände sehen.“
„Schön und gut“, meinte Leon, „aber wie kommen wir da rein?“
„Ha!“, lachte Nana. „Glaubt ihr etwa, dass ich ohne Ausrüstung ins Abenteuer starte?“ Sie verschwand für einen Augenblick hinter einer Ecke und kam mit einer Spitzhacke wieder. „Platz da, jetzt wird ein Geheimraum freigelegt“, sagte sie.
Es polterte und klirrte, während Nana mit der Hacke wieder und wieder gegen die Wand schlug. Nach vielen, vielen Schlägen fiel endlich ein kleiner Lichtstrahl durch den Fels.
„Du hast es fast geschafft“, rief Leon aufgeregt.
„Weiter so!“, bellte Lila.
Kurz darauf war die Öffnung groß genug. Nacheinander stiegen die Abenteurer durch die Wand in den geheimen Raum.
Er war kreisrund und in der Mitte stand ein steinernes Podest mit einer eigenartigen Halterung. Darin befand sich eine pralle, leuchtend rote Erdbeere.
„Wow“, staunte Laura.
Auch Leon traute seinen Augen kaum. „Die ist ja größer als mein Kopf!“
Nana trat an das Podest und zog ein Taschenmesser hervor. Behutsam schnitt sie ein Stück aus der Frucht heraus. „Komm, Laura“, sagte sie.
Laura ging zu ihr hinüber. „Meinst du echt, ich soll das essen?“
„Sicher, du liebst doch Erdbeeren“, sagte Nana. Sie reichte Laura das Stück.
Laura probierte erst einen kleinen Bissen. Sie schloss die Augen und kaute. Dann hielt sie kurz inne – und schob sich anschließend das ganze restliche Stück auf einmal in den Mund. „Wahnsinn“, schmatzte sie. „So eine leckere Erdbeere habe ich noch nie gegessen!“
„Spürst du schon was?“, fragte Nala neugierig.
„Das leider nicht“, erwiderte Laura.
„Vielleicht kommt das noch“, sagte Leon hoffnungsvoll. „Dürfte ich vielleicht auch ein Stück probieren?“
„Aber natürlich“, sagte Nana und schnitt noch einen Happen heraus – und gleich noch einen für Nala, einen für Lila und einen für sich selbst.
Genüsslich erfreute sich die Gruppe an der leckeren Erdbeere. Dann gab es für jeden noch einen Nachschlag, da die Frucht bereits wieder zur vollen Größe herangewachsen war.
Als alle satt waren, hatte jeder ein Lächeln auf dem Gesicht. Jeder bis auf Laura.
„Was ist denn?“, wollte Lila wissen.
„Ich spüre nichts“, gestand das Mädchen. „Keine Spur von einer Superkraft.“
„Weißt du, was?“, ergriff Nala das Wort. „Ich glaube, du hast deine Superkraft längst gefunden.“
Laura verstand nicht ganz. „Wie? Welche denn?“
“Nun, du bringst andere dazu, zusammenzuhalten.“
„Hey, Nala hat recht!“, schoss es aus Leon heraus.
Die Katze fuhr fort: „Überleg mal, als wir am Wald angekommen waren, wollte Leon umkehren. Ich wollte nicht über den Fluss und Lila hat sich nicht in diese Höhle getraut. Du hast dafür gesorgt, dass unsere Gruppe zusammengeblieben ist!”
„Und meiner Meinung nach“, sagte Lila, „ist das die tollste Superkraft von allen!“
„Ich sorge für Zusammenhalt – das ist meine Superkraft!“ Laura strahlte über das gesamte Gesicht. Noch nie war sie glücklicher gewesen. „Aber“, sagte sie, nachdem sie kurz nachgedacht hatte, „heißt das nicht auch, dass wir uns diesen ganzen Aufwand hätten sparen können?“
„Na ja“, sagte Nana, „dann hätten wir uns nie an der leckersten Erdbeere der Welt satt essen können.“ Sie lachte.
„Das ist wahr“, stimmte Laura ihr zu und musste ebenfalls lachen.
„Also wenn ihr mich fragt“, sagte Lila und rülpste, „war es all das total wert.“