Nihilismusarchiv – Augenlieder (2014)

Vor einigen Tagen bin ich beim Durchstöbern meines Computers auf unzählige alte Gedankenfetzen in Form verstaubter Word-Dokumente gestoßen. Es handelt sich dabei größtenteils um kurze … ähm … Schriftstücke, die ich in meiner vermutlich dunkelsten Zeit verfasst habe – also irgendwann zwischen 2014 und 2017.

Die meisten davon hat außer mir noch nie jemand zu Gesicht bekommen, aber all der ihnen innewohnenden Negativität zum Trotz fände ich es schade, wenn das für immer so bliebe. Darum habe ich beschlossen, einige von ihnen nach und nach auf dieser Seite zu veröffentlichen. Ich behalte mir das Recht vor, einzelne Passagen zu streichen oder kleine Änderungen vorzunehmen, werde mich jedoch bemühen, die ursprüngliche Intention nicht zu verfälschen.

Beginnen wir mit folgendem Werk:

Augenlieder (2014)

Ich höre mich Augenlieder singen, obwohl meine Lippen verschlossen bleiben.
Man kann in manche Augen blicken und selbst nach Minuten ohne Blinzeln noch immer nichts erahnen, aber man kann in manchen Augenblicken auch blind verstehen.
Wahrnehmung ist eine rezitierte Missgestalt. Missgestaltet, weil die, die von Wert reden könnten, lediglich von ganzheitlichem Unwert erzählen – und wer leiht einem Taubstummen schon sein Ohr?

Taub ist nicht der, der nicht hört, taub ist der, der nicht hören will – Schwachsinn.
Taub ist der, der nicht hören kann.

In der Wirkung liegen die Ursprünge aller Unterformen von Wert. Ein Satz ohne Satzbau, ein Wort ohne Vokale, Kunst ohne Bezug.

Wiedergabe. Wiedergabe. Wiedergabe.

Abseits aller Alliterationen attestieren angeblich alteingesessene Artisten allen Arten akribisch angeordneter Aneinanderreihungen andersartiger Ausdrücke ahnungsvolle Aussagen – amüsant.

Zu viele meinen zu denken und zu viele denken zu meinen.
Vorherrschenden Bildern wird selten die Vorherrschaft aberkannt, also ist es einfacher, die Augen zu öffnen und die Eindrücke in banaler Qualität an sich vorbeirauschen zu lassen.

Beobachte das Farbenspiel, das die Klänge malen. Aber sprich um Gottes Willen dem Eindruck seine Höhen ab, damit du keine Schatten fürchten musst.

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Kevin Jell

Ich wandle zwischen Nostalgie und Zuversicht – das beschreibt mich ganz gut, glaube ich.

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